Nachlese DaFWEBKON 2016

 Interaktivität muss Interaktion fördern – Lehrende stellen sich dieser Herausforderung

Die 5. DaFWEBKON 2016, der Webkonferenz, bei deren Veranstaltungen in diesem Jahr über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer weltweit teilnahmen, hatte  “Deutsch multimedial erleben” zum Thema. Die Forderung “Interaktivität muss Interaktion fördern”  kann als Conclusio aus der Konferenz, bei der fast 30 Stunden auch als Aufzeichnung zur Verfügung stehen, mitgenommen werden.  In vielen Beiträgen sowohl von Unternehmen als auch von Lehrenden weltweit wurde gezeigt, wie multimediale Inhalte sinnvoll in den Deutsch als Fremd/Zweitsprache –Unterricht eingebaut werden können. In einem eigenen Schwerpunkt wurden auch einige der neu entwickelten Online-Materialien für Geflüchtete in Deutschland und Österreich präsentiert und das Thema Herkunft und Identifikation stand bei der Weblesung von Selim Özdogans Buch im Mittelpunkt.

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Schon im Pre-Conference Workshop, den Wilfried Völker vom Hueber-Verlag gestaltete, wurde die Frage gestellt, welche Erkenntnisse der Hirnforschung zum (Sprachen)lernen genutzt werden können und hat sich kritisch mit Thesen, inwieweit man durch den Einsatz digitaler Medien „cyberkrank“ werden kann, auseinander gesetzt.

Die Konferenz startete mit einem „Wordrap“ dreier Vertreterinnen der Deutschlehrendenverbände aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Im anschließenden Plenarvortrag von Thomas Strasser von der PH Wien wurde die Aussage der Pisastudie, dass mediengestützter Unterricht nicht per se erfolgreicher ist, als Ausgangspunkt für das Hinterfragen von „Medienmythen“ genommen.

dw-deutschlerner-song  Die Deutsche Welle präsentierte in ihrem Symposium als Höhepunkt den erst im Mai 2016 erscheinenden Song „Ich liebe meine Deutschlehrerin“. In einem Feuerwerk an Beiträgen zeigte der Premiumsponsor der DaFWEBKON2016 auch die Angebote: Harry, gefangen in der Zeit, das Bandtagebuch und das Deutschlandlabor.

Ein ganz besonderes Erlebnis bot die, ebenfalls von der DW übertragene interaktive Lesung von Selim Özdogan, einem Kölner mit türkischen Wurzeln, aus:  „Wieso Heimat, ich wohne zur Miete“ . In seinem im Feb. 2016 erschienen Buch schreibt der Autor mit viel Humor über Krishna Mustalesung2fa, der von Freiburg nach Istanbul zieht  und sich dort Identitätsfindung zwischen Starbucks, Gebets-Apps für Moslems und Weihnachtsdekoration widmet.

Am Freitag Abend zeigten Lehrende aus aller Welt wie sie multimedial unterrichten.

Der Samstag, 5.3.16 begann mit der Demonstration von drallo einer ortsbasierten App,  die in der Schweiz für Zuzügler eingesetzt wird und wurden danach von Sylianos Mystakidis in die 3D-Welten entführt und über europaweite Projekte informiert.

Danach lag der Fokus in einem Strang auf Untersuchungen beim Einsatz von multimedialen Elementen im Deutschunterricht oder Lehrwerken,  in den Parallel-Workshops wurden „Gute-Praxis-Beispiele von Organisationen oder aus der Lehrendenweiterbildung ausgetauscht.

Das Goethe-Institut zeigte seine neuesten Entwicklungen und Wettbewerbe wie  „Mein Ort in Deutschland“ – eine interaktive Deutschlandkarte; Deutsch am Arbeitsplatz und „Lautstark“ – ein Projekt mit aktueller deutscher Musik.

Die Verlage Hueber und Klett-Langescheidt präsentierten  die neuesten multimedialen Ergänzungen ihrer Lehrwerke wie interaktive Tafelbilder oder Augmented Reality.

Eine geballte Ladung an Ideen und Vorschlägen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde in der Session „Publikum wird aktiv“ sichtbar.

In seinem Plenarvortrag und auch in der anschließenden Podiumsdiskussion setzte sich Hermann Funk, Professor für DaF/DaZ an der Uni Jena  dafür ein, dass Interaktivität  Interaktion fördern muss, und  die im Fremdsprachenunterricht eingesetzten Medien nicht per se eine eigene didaktische Qualität haben, sondern ihnen  diese  erst durch methodisch-didaktisch überlegtes Handeln der Lehrkraft und den daraus resultierenden Unterrichtseinsatz verliehen wird.

diskussion1-ausschnittDiese These wurde in der Podiumsdiskussion „Auf dem Tablet serviert? – Chancen und Risiken von Multimedia im DaF-Unterricht“ durch die am Podium befindlichen Axel Krommer, Uni Erlangen und Dr. Tullia Santin, Serlo im wesentlichen bestätigt auch dieser Beitrag wurde von der Deutschen Welle live aus Bonn in die DaFWEBKON übertragen.

Der Tag 2 der Konferenz wurde durch das Angebot von 7 Posterpräsentationen , durch die man „virtuell schlendern“ und mit den Präsentator*innen chatten konnte, ergänzt.

Der videowettbewerbTag 3 bot 2 Schwerpunkte: „Video“: Beginnend mit der Preisverleihung des Videowettbewerbes „Gesehen, Gefilmt, Gelernt“, mit hochwertigen Videos, von Deutschlehrerinnen aus der ganzen Welt eingesandt, wurden danach in mehreren Workshops gezeigt, wie man solche Videos selbst erstellen kann.

Der zweite Schwerpunkt  „Deutsch für Geflüchtete“  wurde durch Matthias Jung, Vorsitzender des FaDAF, eingeleitet, der über die aktuelle Situation von Deutsch als jungFremd/Zweitsprache in Deutschland vor dem Hintergrund von tausenden von Flüchtlingen berichtete und eine Lanze für das Gemeinsame von Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache brach.

Weiters folgten Präsentationen in denen z.B. das ZUM-Wiki seine Willkommensseiten zeigte und dafür für Mitarbeiter*innen warb; das Goethe Institut seine neuesten Angebote für Flüchtlinge präsentierte und auch der Österreichische Integrationsfond seine Neuheiten vorstellte.

Gegen Ende der Konferenz ist es – wahrscheinlich durch die intensive Beanspruchung nach drei Konferenztagen noch gelungen, den Webconferencing-Raum zu “chrashen”. Die Konferenzteilnehmer*innen wechselten daraufhin schnell den Raum und der Abschluss der Konferenz wurde in einem Ersatzraum durchgeführt.

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